Thomas B. Lichtenbergh

/ lebt und arbeitet in Stuttgart

/ Lichtenbergh über seine Arbeit:

Innerhalb meiner konzeptionellen und gestalterischen Arbeit untersuche ich die bildhaften und sprachlichen Anteile meiner Projektinhalte und greife dabei Eigenschaften abstrakter Malerei und geometrischer Textobjekte auf. Indem ich auf mehreren Ebenen methodisch mit den äußeren Merkmalen von Text und Malerei experimentiere, beabsichtige ich, inhaltlich relevante Satz- und Wortteile so zu isolieren, dass sie aus dem ursprünglichen Kontext vollständig gelöst und in einem bildlich- ästhetischen Zusammenhang neu sortiert und zusammengesetzt werden können. Die dabei entstehende Fülle sich überlagernder Lettern entzieht sich vollständig einer Entzifferung und bleibt somit eine rein visuelle Information auf zum Teil raumgreifend großen Flächen. Die Konstellation der Farbflächen und die Flächenbetonung durch ein oft blasses Kolorit erwecken beim Betrachten den Effekt des Vexierens zwischen zwei- und dreidimensionaler Wahrnehmung. Die scharf konturierten Flächen und Fluchten erwirken zum Teil den Eindruck von Silhouetten gigantischer Bauwerke einer nächtlichen Metropole. Das Spiel mit den Dimensionen erzeugt eine starke Sogwirkung, die das Bild als Ganzes zum Zentrum der Betrachtung werden lässt. Innerhalb meiner aktuellen Arbeiten „Type Faces“ verarbeite ich Textauszüge aus Projektprotokollen mit Bezeichnung „Isolation“ oder „Psychological Surgery“, die vollständig fragmentiert und in eine abstrakte Bildsprache übersetzt werden. Einige dieser großen Gemälde erfahren abschließend eine dimensionale Expansion, indem sie aufwendig gefaltet und in präzise gefertigte Acrylgehäuse eingesetzt werden. Die sichtbare Oberfläche der Bildwerke wird dabei zwangsläufig dramatisch reduziert. Gleich einer Samenkapsel scheint jedes Acrylgehäuse seinen Inhalt für eine zukünftige Entfaltung zu konservieren. Die „Cubes“, wie ich diese Arbeiten bezeichne, folgen einer streng reduzierten Form, wobei sie sich gängigen Kompositionsverfahren zu widersetzen scheinen. Die Idee des Bildes als Objekt, ästhetische Merkmale und die Verarbeitung seriell gefertigter und industriell hergestellter Materialien wie Acrylglas und Klebebänder stellen eine Parallele meines künstlerischen Kosmos zur Minimal-Art her. In den Werkreihen „White Out“, „Grey Out“ oder „Black Out“ wird die Objektivität der auf Papier hergestellten, gefalteten und einer streng unbunten und minimalistischen Ästhetik folgenden Bildobjekte deutlich. Sie verweisen auf nichts weiter als auf sich selbst. Die Bereitschaft meine Werke nach der Fertigstellung zu zerstören, um sie abschließend durch eine dimensionale Expansion in eine neue Form zu transformieren und sie gegebenenfalls dabei zu verlieren, ist sicherlich ein charakteristisches Merkmal meines Herstellungsprozesses.

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